Januar
2011 Rettung der Pumpstationen vor dem Hochwasser
Mit
Sandsäcken gegen sprudelnde Quellen
Quelle:
Mitteldeutsche Zeitung, Montag 17. Januar 2011
Rettungsaktion Die
Akener Feuerwehr sorgte gestern dafür, dass eine Pumpstation des
Abwasserzweckverbandes nicht im Wasser absoff.
Von
Matthias Bartl
Aken/MZ – Helga
Wittich sieht ein wenig unsicher auf die Wasserfläche, die sie von ihrem
Ziel trennt. „Ich will doch waschen“, erläutert sie und zeigt an, wo
sie hin möchte: In ein Nebengebäude auf dem Akener Sportplatz, wo schon
ein Berg von durchgeschwitzten Sportklamotten auf die zupackende Hand von
Helga Wittich warten. Doch bis dahin führt derzeit kein Weg, kein Steg
mehr: In der Nacht hat sich Wasser kubikmeterweise aus dem Grund nach oben
gearbeitet und den Sportplatz und die Fläche davor in eine Seenplatte
verwandelt. Feuerwehrmann Bernd Felgenträger, Leiter der Einsatztruppe,
die die Überflutung in der Fährstraße in den Griff bekommen will,
bietet Helga Wittich Gummistiefel an und zeigt an, wo sie am besten
langgehen soll. Die Akenerin, die seit 15 Jahren beim TSV Aken Elbe als
„Waschfrau“ aktiv ist, hat selbst Gummistiefel mitgebracht – „ich
hatte ja so etwas schon geahnt“. Sie wechselt das Schuhwerk und schiebt
das Rad in die sich schier unendlich dehnende Pfütze hinein. Und Felgenträger
kümmert sich wieder um sein Hauptproblem
Gefährdete Elektrik
Und das heißt: Sicherung
eines Pumphäuschens genau neben dem Sportplatz. Die Station gehört dem
Abwasserzweckverband, hier steckt Elektrik drin, mit der Druckleitung zur
Abwasserentsorgung eines ganzen Quartiers geregelt wird. Fäll die
Elektronik aus, bleibt das Abwasser, wo es ist. „Um 12 Uhr haben wir
Nachricht bekommen, dass das Gelände hier unter Wasser steht und das
Wasser steigt“, sagt Felgenträger. Gestern, sagt er und staunt, sei an
dieser Stelle kaum etwas zu sehen gewesen, „das ging erst heute los.“
Die Wehrleitung habe nach der Information das Gelände kontrolliert und
entschieden, Leute zu alarmieren und die Station zu sichern. 14 Männer
sind im Einsatz. „Vier Mann schippen die Sandsäcke voll, wir anderen
verbauen sie.“ Rund 400 Säcke, meint der Einsatzleiter, werde man wohl
benötigen.
Oder mehr. Denn das
Wasser kommt gleich an verschiedenen Stellen aus dem Boden. Aus einem
Gully sowieso, aber auch direkt aus dem Erdreich, wie eine plötzlich
sprudelnde Quelle. Man wolle, so Felgenträger, auch diese Stellen mit
Sandsäcken verbauen, damit das Wasser in der Fläche nicht mehr steigt.
Ein Vorhaben, dessen Sinnhaftigkeit die Feuerwehrleute sofort in Zweifel
ziehen: Auf einem Privatgrundstück ein Stück weit die Fährstraße
hinauf wird eine weitere Quelle geortet, aus der Wasser schießt. „Die müssten
wir dann auch absichern“, meint einer und ein anderer: “Da kommt das
Wasser an einer anderen Stelle raus.“
Vermutungen zur Ursache
Woran es liegt, dass plötzlich
so viel Wasser in der Fährstraße vorhanden ist, kann man gestern
Nachmittag nur orakeln. Wahrscheinlich komme das Wasser aus einem alten
Regenkanal, der in Richtung Hafen verlaufe. Der sei wohl defekt „und außerdem
pumpen vermutlich nicht wenige Leute das Wasser aus ihrem Keller in den
Kanal. Und da ist er einfach übergelaufen.“ Verschärfend komme hinzu,
dass mit dem ablaufendem Hochwasser der Elbe auch der Grundwasserstand
mitgehe. „Da kommt einiges zusammen.“
Während die
Feuerwehrleute weiter Sandsäcke füllen und zu kleinen Wällen aufbauen,
hat Helga Wittich ihr Fahrrad durch das Wasser weitergeschoben. Immerhin:
Die Trikots, Hosen, Stutzen der B-Jugend und der ersten Männermannschaft,
warten auf den Waschgang. „Ich bin Sonntag immer hier, da habe ich etwas
zu tun“, sagt Helga Wittich. „Und das Wasser stört mich dabei noch
nicht.“
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