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11.06.2005 Tag der offenen Tür

Quelle:Volksstimme Schönebeck, Freitag, 10. Juni 2005

Am Sonnabend in Aken

Tag der offenen Tür „klärt“ über Reinigung des Abwassers auf 

Großes Saubermachen war in den vergangenen Tagen in der Kläranlage Aken angesagt. Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens öffnet sie morgen ab 10 Uhr ihr Tor und lädt zu Führungen ein, auch Neugierige aus dem Landkreis Schönebeck. Groß Rosenburg, Breitenhagen, Lödderitz und Sachsendorf gehören zu den Mitgliedsgemeinden des Abwasserzweckverbandes Aken. 

Von Kathrain Graubaum 

Aken.
Angesichts der dickflüssigen Masse, die in der ersten Station der Abwasserreinigung, im Rechenhaus, ankommt, stellt sich die Frage: Warum stinkt es hier nicht? Thomas Heppner deutet auf die Flaschen und Kanister mit Reinigungsmitteln. Mit Hochdruck arbeiten nicht nur die vier Mitarbeiter der Kläranlage Aken auf den morgigen Tag der offenen Tür hin. Auch sämtliche Wasserschläuche sind im Großeinsatz.

Thomas Heppner, der technische Leiter der Kläranlage, hebt die Abdeckung vom braunflüssigen Untergrund. An den Siebbändern der Rechen hängt Papier. „Toilettenpapier sollte sich eigentlich innerhalb von 24 Stunden zersetzt haben“, sagt Heppner. „Aber es gibt ja noch die Feuchttücher, die sind getränkt, brauchen länger.“

Alles, was größer ist als drei Millimeter, wird im Rechenhaus aussortiert. Da sind auch Kuriositäten bei. Bis heute rätseln die Mitarbeiter der Kläranlage, wie ein Fußball ins Abwasser kommt. Auch diverse Chipkarten haben sie schon rausgefischt, sogar Personalausweise. „Leider noch kein Gold“, sagt Heppner und lässt zur nächsten Station an frischer Luft folgen.

Auf einer belüfteten Wasserstraße wird das Abwasser in Bewegung gebracht, dadurch lagern sich Sand am Boden und Schwimmstoffe auf der Oberfläche des Wassers ab. Die werden von einem maschinellen Räumer weggeschoben.

Von der Brücke des Sand- und Fettfanges aus hat man eine gute Sicht auf die Anlage mit Feld und Wald am Horizont. Als eine von „mittlerer Größe“ bezeichnet sie Gerhard Elze vom Abwasserzweckverband Aken. Für 23000 Einwohner und 4000 „einwohnergleichwertige“ Einleitungen aus Gewerbegebieten war sie 1991 konzipiert worden. Viel Industrie gab es auch damals nicht im Akener Raum. Etwa 1500 Einwohner sind mittlerweile aus dem Einzugsgebiet der Kläranlage weggezogen.

„Und die noch hier wohnen“, sagt Elze, „sparen Wasser.“ Dagegen sei ja nichts zu sagen. Und schließlich erzeuge der Mensch darum nicht weniger „Schmutzfracht“. Allerdings, das leuchtet ein, macht die sich in weniger Wasser „verpackt“ auf den Weg in die Kläranlage. „Ihr fehlt die Transportenergie“, sagt Elze und dass darum die Spülwagen öfter die Rohrnetze anfahren müssen als geplant.

Weiter geht es auf dem Weg des Abwassers – zum Bio-P-Becken. „Ich erklär`s mal wie den Schulklassen“, sagt Thomas Heppner. Und macht es recht anschaulich. Die Mikroorganismen, die für den biologischen Phosphatabbau verantwortlich sind, werden hier durch den geringen Sauerstoffgehalt auf Diät gesetzt. Damit sie großen Hunger bekommen, wenn ihnen im nächsten Becken Sauerstoff zugeführt wird.

Ein Summen kündigt an, dass sich der Belüfter im fünf Meter tiefen Belebungsbecken nebenan automatisch in Gang gesetzt hat. Wie beim Sprudelwasser steigen Luftbläschen an die Wasseroberfläche. Vom „Belebtschlamm“ spricht Heppner, in dem die Bakterien durch ihren Stoffwechsel die organischen Bestandteile des Abwassers abbauen.

Und Gerhard Elze steuert die alljährlichen Bilder aus Herbsttagen bei, wenn sich Enten zuhauf auf dem Wasserbecken tummeln und plötzlich bis zum Hals darin verschwinden. Wenn die Belüftung einsetzt, erklärt Elze, verliert das Wasser an Dichte, hat keinen Auftrieb.

Um Belebtschlamm und Wasser voneinander zu trennen, muss das Gemisch ein Nachklärbecken durchlaufen. Abzugsrohre saugen den Schlamm raus. Heppner hält nach den Goldfischen Ausschau, die hier drin schwimmen sollen. „Der Fischgiftigkeitstest wird aber nicht mehr gemacht“, sagt er und führt zu einem Container mit modernster Computerausstattung. Hier werden die online- Messungen des Wassers durchgeführt. Phosphat, Nitrat, Amonium...- werden die Grenzwerte nicht eingehalten, kostet das Strafe.

Zu 95 Prozent gereinigtes Wasser wird nach dem Durchlaufen der Messungen von der Kläranlage Aken aus in die Elbe gepumpt. Thomas Heppner führt zur einzigen Hebestation auf dem Gelände. Hier wird der Schlamm aus dem Nachklärbecken in die „Belebung“ zurückgeführt.

Selbstredend sind auch Mikroorganismen vermehrungsfreudig, wenn sie reichhaltig ernährt werden. Was an Schlamm letztendlich zuviel ist für die Anlage, kommt ins grüne Silo, wird dort eingedickt.

Gerhard Elze lenkt die Aufmerksamkeit auf einen Container. Dessen Inhalt ähnelt braunen Erdklümpchen. „Und darf nicht stinken“, sagt Elze. Der maschinell entwässerte und mit Kalk versetzte Schlamm, 1600 Tonnen sind´s im Jahr, wird von einer Agrargenossenschaft abgenommen. Seit neun Jahren schon. Der Abwasserzweckverband zahlt die treuen Probeanalysen für diese, wie Elze sagt, ökologisch und wirtschaftlich günstige Variante. Entscheidet die Politik aber demnächst anders, müsse auch dieser „Bodendünger“ verbrannt werden.

Im gläsernen Eingangsbereich zum Betriebsgebäude werden Fenster geputzt. Doch wer hier ankommt am Ende der Führung, hat wohl schon den guten Durchblick. Und wird dennoch staunen ob der Automatisierung des gesamten Klärprozesses. Der Leiter der Anlage demonstriert am Computer: In jede unterirdische Pumpe des Abwasserentsorgungsnetzes kann er sich per Maustaste einklicken, kann vom Monitor aus nach Fehlern suchen, wenn ein rotes Alarmlämpchen auf dem Schaltplan blinkt. Keine „niederen“ Aufgaben also, mit denen ein Mitarbeiter der Kläranlage betraut ist. Sogar Laboruntersuchungen müssen hier vor Ort durchgeführt werden. Wie gelangt man zu diesen Fähigkeiten? Der studierte Elektroniker Thomas Heppner hatte ein zweijähriges Zusatzstudium zum Ver- und Entsorger angeschlossen. Chemie, Biologie, Technologie – Gerhard Elze erwähnt die ständige Qualifizierung der Mitarbeiter.

Man kann also morgen auch mit dem Gedanken der Berufsorientierung im Hintersinn durch die offene Tür der Kläranlage Aken (Ortsteil Susigke) gehen. Von 10 bis 13 Uhr werden Führungen angeboten.  

 

 

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